The I; the first-person protagonist in Daydream* is a bohemian and a flâneur. As a director, photographer, curator, and artist, he strides through an anonymous city. A city of impertinence, through order and neglect like Rolf Dieter Brinkmann once did through Rome, seeing the rubble heap of the Colosseum there, yes, the city of the dead. Brinkmann’s brilliant misery gives the city on the Tiber what it deserves: the clear view of a tourist who is not dazzled by the junk of the old stones but shifts the moment of culture entirely into the present. You can’t get any closer to the self. Brinkmann is a flâneur. A thought escapes the artist and flaneur, he begins the search for this lost thought. However, it is the calm of the neglect that he instead discovers. A ruin where he encounters the initiation of life, where he would like to establish a new artists‘ colony. With the phrase by Louis Sebastien Mercier: I will speak of the city; I also start the summarisation. It is a sentence that describes all corners of Paris in which the metropolis openly shows its morass, and in which work on the aestheticization of the subject, called city, was made early on.
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Marks Blond (Daniel Samuel Suter) ist Ausstellungsmacher, Architekt, Künstler und Dozent. Als Ausstellungsmacher erzählt er Geschichten darüber, wie sich eine Karawane des Kulturalismus durch Städte bewegt: Tendenzen, Szenen und auch Inhalte etablieren und verschieben sich, zum Teil mit paradoxen Wirkungen. Zwar ist die Kunst heute überall, doch scheut sie auch nicht vor der Künstlichkeit zurück. Mit ihrem Angebot ästhetisiert sie alle Lebensbereiche und trägt wesentlich zu ihrer Wertschöpfung bei; oft genügt ja schon der Anschein von Kunst, oder die blosse Behauptung, dass etwas Design ist. Die geplante Publikation Daydream* ist deshalb eine Flucht um aus der Organisation und den glattpolierten Flächen des Metiers zu entkommen. Vielleicht eine, wie die Figur des Franz Biberkopf in Döblins Berlin Alexanderplatz. Er kennt die gesellschaftlichen Codes der Stadt nicht. Genau das könnte meine Motivation sein. Mit dem Daydream ein literarisches Statement gegen Tendenzen und die Geschwindigkeit in der bildenden Kunst zu statuieren. Eine Art der Flucht die die eigene Geschichte in eine verwobene Geometrie aus persönlichen Erfahrungen, Reflexionen und theoretischen, literarischen Bezügen überführt.
Die vorgesehene Publikation Daydream* ist die Überarbeitung eines künstlerischen Journals das zwischen 2001-2010 geschrieben wurde. Eine autofiktionale Geschichte die in die Gegenwart übertragen wird. Die Neuauflage einer Identitätskrise, wie das Fabian Lettow in einer Kritik von Christian Kracht s Faserland beschreibt; der Protagonist ist auf der Suche nach einer modernen Identität, welche an den äusseren Umständen eines postmodernen Raumes, scheitert. Einer Identität im Übergang. Ein moderner Dandy und Bohemien der als Ausweg seine Gedanken und Notizen zur künstlerischen Aeusserung transformiert, seine Reise und Alltagsnotizen zu erbarmungslosen scharfen Beobachtungen mit literarischem Anspruch stilisiert.
Der ICH Protagonist in Daydream* ist Bohemien und Flaneur. Als Intendant, Fotograf, Kurator und Künstler schreitet er durch eine anonyme Stadt. Eine Stadt der Zumutung, durch Ordnung und Verwahrlosung wie einst Rolf Dieter Brinkmann durch Rom, der dort den Schutthaufen des Kolosseums sieht, ja überhaupt die Totenstadt. Brinkmann s brillante Mieselsucht gibt der Stadt am Tiber was sie verdient: den klaren Blick eines Touristen, der sich nicht vom Klimbim der alten Steine blenden lässt, sondern den Augenblick der Kultur ganz in der Gegenwart verschiebt. Ins Ich, näher geht nicht. Brinkmann ist Flaneur. Ein Gedanke entwischt dem Künstler und Flaneur, er beginnt die Suche nach diesem verlorenen Gedanken. Dabei ist es die Ruhe der Verwahrlosung, die er entdeckt. Eine Ruine in der er die Initiation des Lebens begegnet, dort möchte er eine neuen Künstlerkolonie gründen. Mit dem Satz von Louis Sebastien Mercier: Ich werde von der Stadt sprechen; beginne auch ich die Zusammenfassung. Es ist ein Satz der alle Winkel von Paris beschreibt in denen die Metropole ihren Morast offen zeigt und in denen schon früh an der Aesthetisierung des Subjekts, namens Stadt gearbeitet wurde.