marks blond project - r.F.Z.K.

boris billaud (bern)

«Contemporary history show about the history project
"kunsterkennungsmaschine"
Subtitle: History and human resources»

opening: do 03. märz 2005, 19-21 uhr
exhibition: do 03. – di 08. märz 2005

 

 

 

 

Die Kunsterkennungsmaschine (KEM)

1848 - 2005

 

1887 wurde erstmals mittels Bundesbeschluss die Förderung und Hebung der schweizerischen Kunst angegangen. Leider aber erst 71 Jahre später, 1958 schaffte es die Kunst mit dem Filmförderungsartikel in die Verfassung. Trotzdem gab man 1848 in Bern - als die Bundesversammlung am 6. November zum ersten Mal zusammentrat - den dazugehörigen Feierlichkeiten einen kulturellen Anstrich, und unterstrich damit die Allianz von aufstrebenden Staat und seinem kulturellen Bewusstsein. Dennoch blieb der 1. August der schweizerische Nationalfeiertag. Danach versuchten Kräfte aus allen politischen und ideologischen Lagern eine dem Anlass gebührende Veranstaltung von nationalem Ausmass zu organisieren. Für die inoffizielle erste Landesausstellung 1853 bildete sich deshalb eine Gruppierung aus Künstlern, Architekten und reichen Städtern. Als Standort war erst einmal Avanches festgelegt. Bei den Ruinen des römischen Amphitheaters und seinem Umland. Getragen von der Industrialisierung und unter dem Einfluss von Hegel, entwickelten sie ein Konzept zur Visualisierung der Kunst. Im utopischen Glauben, die hohe Kunst auf naturwissenschaftlichem Wege dem dafür empfänglichen Volke zugänglich zu machen. Das Ehrenmal für die Kunst, sollte dem Staat die herausragende kollektive Leistung nach den Sonderbundskriegen - die Politik des Mittelmasses - auf eindrückliche Weise schildern. Die Zeit war aber noch nicht reif für das ambitionierte Projekt. In der Folge aber gründeten eine ähnlich zusammengesetzte Gruppe 1866 in Bern die Gemeinschaft Schweizer Maler und Bildhauer (GSMB). Sie beauftragten 1880 für die 1. Landesausstellung von 1883 eine Studie, wie die Kultur des Landes für das Volk visualisiert werden konnte. Der Bundesrat entschied sich aber bald einmal dafür, den neuen Volksschulen, die gegen den Einfluss der Kirchen kämpften, eine Plattform in Zürich zu bieten. Bei der zweiten Expo 1896 wollte man der Welt das Land von der besten Seite zeigen (Berge und Trachten). Der damalige rührselige Parc de Plaisance und das Village Suisse standen vor allem bei der Arbeiterschaft in der Kritik. An ein elitäres Kulturprojekt wie die KEM, war aber dennoch nicht zu denken. Kurz vor dem ersten Weltkrieg und zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es dann die Arbeiterschaft, die sich - angesichts der drohenden Mobilmachung - eine Rückbesinnung auf die traditionell ländlichen Werten wünschte. 1939 schien die Zeit reif, sich mit dem visionären Projekt KEM von der Entwicklung in Deutschland zu distanzieren. Mit der Wahl des Direktor Armin Meili, einem Oberst der Armee, zerschlugen sich aber auch diese Hoffnungen rasch. Ausser ein paar gestandenen Werke Hodlers und Ankers, stellte man nur wehrhafte Kunst aus. In den weiteren Jahren begnügte sich die Projektgruppe damit, das Konzept der Zeit anzupassen. Der Denkmalcharakter wurde gleich nach dem 2. Weltkrieg ersetzt mit dem damals modernen Begriff des Symposiums. Für die Expo64 hatte man die politische Mehrheit sogar auf seine Seite gezogen. Es waren Teile der Künstlerschaft selber, die mit ihrer Verweigerung, das Projekt verhinderten. Die Idee, zur Konsolidierung der Regeln der Kunst, erschien ihnen zu reaktionär. Diese Haltung blieb bis in die späten Neunziger unverändert. Erst mit der öffentlichen Diskussion um die Expo02, und der damit verbundenen Idee das kreative und kulturelle Potential der Schweiz zur Darstellung zu bringen, war die Situation für das Projekt wieder günstiger. Das Ressentiment gegenüber der modernen Kunst, das breit in der Bevölkerung verankert war, liess das Projekt aktuell erscheinen. Mit dem Entscheid, die Expo an den drei Seen zu bauen, sind die Voraussetzungen ungünstig geworden. Die Behörden von Avanches plädieren weiterhin für ihre Anhöhe, die, in ihren Augen ideal für das visionäre Projekt wäre. Als die drei Städte Biel, Neuenburg und Murten mit ihren Planungen vorgeschritten waren und dadurch der Geldmangel offensichtlich wurde, starb der bisher letzte Versuch die KEM zu realisieren.

 

 

 

 

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